Unter dieser Überschrift kamen am Samstag, den 9. September 2017, MS-Betroffene, ihre Angehörigen, Experten und Politiker im Erfurter Helios-Klinikum zusammen. Initiiert wurde die Infoveranstaltung vom Vorstand und der Geschäftsführung der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, Landesverband Thüringer e.V.
Nach der Begrüßung der Gäste durch den Vorsitzenden der DMSG, Herrn Dr. med. Udo Polzer und der Geschäftsführerin, Frau Renate Wida-Vogel folgte das Grußwort von Herrn Dr. rer. med. Stefan Stranz, dem Geschäftsführer des Helios Klinikum Erfurt.
Im Anschluss berichtete Frau Heike Werner, Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie des Freistaates Thüringen über „Gesundheits- und Sozialpolitik in Thüringen für chronisch Erkrankte“: Aktueller Themenschwerpunkt in der Gesundheitsversorgung sei zum Einen, dass das Ärztepersonal des öffentlichen Gesundheitsdienstes nicht in ausreichendem Maß sicher gestellt werden kann, da dieses Berufsfeld aufgrund der geringeren Bezahlung gemessen an anderen Arztberufen an Attraktivität für ausgebildetes Fachpersonal verliert. Hier werde derzeit darüber diskutiert, ob man diesen Umstand zukünftig mit einer Zahlung von Gehaltszuschlägen entgegen wirken kann.
Teilnehmer der Infoveranstaltung, Foto: © BV
Zum Anderen begleite das Problem des Fachärztemangels vor allem in strukturschwachen Regionen die ambulante Gesundheitsversorgung. Auch hierzu gibt es laut Ministerin Werner zahlreiche Projekte und geplante Richtlinien, um diesem Problem zu begegnen, wie bspw. das Zurverfügungstellen von Stiftungspraxen als Erleichterung einer ärztlichen Niederlassung.
Für eine Unterstützung der organisierten Selbsthilfe hielte das Land Thüringen zahlreiche Förderrichtlinien vor, wie zum z.B. die Richtlinie zur Förderung des Familienentlastenden Dienstes und zur Förderung der unabhängigen Teilhabe, welche in nächster Zeit auch auf andere Verbände ausgeweitet werden solle. Weiterhin führte Ministerin Werner aus, sollen durch staatliche Förderungen Förderangebote geschaffen werden, welche der organisierten Selbsthilfe die Möglichkeit bieten ihre Angebote noch mehr inklusiv zu gestalten. Das Land Thüringen wolle zudem nach Aussage von Frau Ministerin Heike Werner die UN-Behindertenrechtkonvention auf Grundlage eines Maßnahmeplans auf Landesebene umsetzten.
v.l.n.r.: Hendrik Schmitt, PD Dr. Andreas Steinbrecher, Dr. Udo Polzer, Renate Wida-Vogel, Gesundheitsministerin Heike Werner, Foto: © BV
Im Anschluss an diesen kurzen gesundheits- und sozialpolitischen Einblick, nahm sich Frau Ministerin Werner Zeit, um die zahlreiche Fragen aus den Reihen der Zuhörer zu beantworten mit dem Fazit, dass das Thema der Anwerbung von Fachärzten gerade in strukturschwachen Regionen ein zentraler Schwerpunkt der thüringischen Gesundheits- und Sozialpolitik sei. Auch das Erreichen einer verbesserten Teilhabe am Arbeitsleben trotz Behinderung in Thüringen, sei ein viel diskutiertes Thema.
Es müsse noch viel getan werden; damit die bestehende landespolitischen Förderungen entsprechend auf- und ausgebaut werden.
Fragen, wie eine Teilhabe am Arbeitsleben trotz Behinderung möglich ist, bezahlbare barrierefreie Wohnungen oder die Erreichbarkeit von Neurologen und Fachärzten in strukturschwachen Regionen Thüringens, sind weitere Probleme von MS-Erkrankten in Thüringen.
Daran anschließend hatten die Teilnehmer Gelegenheit Einblicke in das Leben und die alltäglichen Problemlagen eines MS-Betroffenen zu erhalten. Herr Christian Kasten, ehrenamtlicher Mitarbeiter der DMSG-Thüringen e.V. informierte zum Thema „ Wo könnte die Versorgung von Menschen mit MS verbessert werden?“, über die täglichen Herausforderungen und Bewältigungsstrategien eines MS-Erkrankten.
Herr PD Dr. med. Andreas Steinbrecher, Vorsitzender des Ärztlichen Beirates der DMSG- Thüringen ermöglichte einen Einblick in die aktuellen Neuerungen der medizinischen Verfahrensweisen sowie der diagnostischen und medikamentösen Therapiemöglichkeiten. „Was können wir in der Medizin – was hemmt uns?“. Im Anschluss beantwortete Herr PD Dr. Andreas Steinbrecher die Fragen zu medikamentösen Behandlungsformen und aktuellen Forschungsstudien.
Im Schlusswort von Dr. Udo Polzer, Vorsitzender des DMSG-Landesverband Thüringen e.V., wurde noch einmal hervorgehoben, wie wichtig der Austausch der Fachdisziplinen mit den Betroffenen und ihren Angehörigen ist. Ein Forum, wie diese Veranstaltung: „Multiple Sklerose – Gesundheitspolitik in Thüringen und medizinischer Fortschritt“ sowie die Interessenvertretung der Thüringer DMSG für die MS-Erkrankten und ihre Angehörigen, ist eine wichtige Grundlage für Entwicklung und Fortschritt in Politik und Medizin, zum Wohle aller MS-Betroffenen.